Ehrenbürger
Pfarrer Eduard Deim
von Ernst Bezemek und Herwig Reidlinger
Monsignore Eduard Deim wurde im Jahre 1984 mit der Leitung der an großen Priesterpersönlichkeiten - denkt man den Pionier der modernen Landwirtschaft und Reichsratsabgeordneten, Josef Kühschelm oder Kanonikus Ettl, den späteren Rektordes Hollabrunner Seminars - reichen Pfarrgemeinde Guntersdorf betraut, wobei er die Pfarre Großnondorf mitbetreute.
Innerhalb weniger Wochen und Monate wurde der am 9. September 1937 in Aspang geborene Priester zum Volkspfarrer. Eduard Deim war 1. September 1962 bis zum Jahr 1969 Studienpräfekt im Erzbischöflichen Seminar Hollabrunn. Von 1969 bis 1984 bekleidete er das Amt des Vizerektors.
Neben dem der Betreuung der Pfarren Guntersdorf und Großnondorf war Eduard Daim Religionsprofessor in der HBLA Hollabrunn. Seine Krankheit zwang ihn, seine seelsorgliche Tätigkeit im Jahre 2000 zu beenden. Die Gemeindevertretung der Marktgemeinde Gunterdorf unter Bürgermeister Günther Bradac verlieh ihm im Jahre 2000 einstimmig die Ehrenbürgerschaft. Nach seinem Schlaganfall wurde er von Pfarrer Josef Neumayer in Göllersdorf jahrelang liebevoll betreut.
Die letzten Jahre verbrachte Pfarrer Deim in unmittelbarer Nähe der Familie seines Bruders Helmut Deim im Seniorenheim Raabs an der Thaya. Pfarrer Deim verstarb am 16. April 2018. Er wurde auf Wunsch der Familie in Raabs/Thaya im Familiengrab beigesetzt.
Monsignore Eduard Deim wurde im Jahre 1984 mit der Leitung der an großen Priesterpersönlichkeiten - denkt man den Pionier der modernen Landwirtschaft und Reichsratsabgeordneten, Josef Kühschelm oder Kanonikus Ettl, den späteren Rektordes Hollabrunner Seminars - reichen Pfarrgemeinde Guntersdorf betraut, wobei er die Pfarre Großnondorf mitbetreute.
Innerhalb weniger Wochen und Monate wurde der am 9. September 1937 in Aspang geborene Priester zum Volkspfarrer. Eduard Deim war 1. September 1962 bis zum Jahr 1969 Studienpräfekt im Erzbischöflichen Seminar Hollabrunn. Von 1969 bis 1984 bekleidete er das Amt des Vizerektors.
Neben dem der Betreuung der Pfarren Guntersdorf und Großnondorf war Eduard Daim Religionsprofessor in der HBLA Hollabrunn. Seine Krankheit zwang ihn, seine seelsorgliche Tätigkeit im Jahre 2000 zu beenden. Die Gemeindevertretung der Marktgemeinde Gunterdorf unter Bürgermeister Günther Bradac verlieh ihm im Jahre 2000 einstimmig die Ehrenbürgerschaft. Nach seinem Schlaganfall wurde er von Pfarrer Josef Neumayer in Göllersdorf jahrelang liebevoll betreut.
Die letzten Jahre verbrachte Pfarrer Deim in unmittelbarer Nähe der Familie seines Bruders Helmut Deim im Seniorenheim Raabs an der Thaya. Pfarrer Deim verstarb am 16. April 2018. Er wurde auf Wunsch der Familie in Raabs/Thaya im Familiengrab beigesetzt.
Simon Hausberger - wie ein Guntersdorfer europäische Politik mitgestaltet hat
von Klaus Emmerich
Sektionschef i.R. Dipl.-Kfm. Dr. Simon Hausberger1 galt unter seinesgleichen der hohen und höchsten Diplomatie noch weit über seine aktive Zeit hinaus als eine allererste Adresse: Sachkundig, sprachgewandt, loyal gegenüber der eigenen Heimat, ein hervorragender Netzwerker mit Durchschlagskraft und gleichzeitig ein Vertrauensbildner für Österreich und seine Interessen im internationalen Feld.
Hausberger, Jahrgang 1924, verbindet seine betont bäuerliche Herkunft (mit Wurzeln in Tirol und Niederösterreich) mit der seltenen Begabung, bodenständig und international zu sein. Zeitzeuge und zugleich aktiver Teilnehmer wie etwa beim Gipfeltreffen Kennedy - Chruschtschow im Juni 1961 in Wien und jahrzehntelang aktiv mit dem Zusammenschluss Europas befasst, verstand er es, sein überdurchschnittliches Kommunikationstalent mit eloquenter Vertretung österreichischer Interessen zu verbinden.
Europa als Problem und Auftrag bestimmte wesentliche Stationen dieses Doktors der Handelswissenschaften. Wegweisend ist das Originalzitat Hausbergers in seinem 1973 erschienenen Buch über die europäische Integration: "Die bisherigen Erfolge sind vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte ermutigend, bieten aber noch immer keine Gewähr für ein volles Gelingen. Diese Gewähr wäre zweifellos dann gegeben, wenn sichergestellt werden könnte, dass sich die europäische Jugend mit dem gleichen Enthusiasmus am europäischen Aufbauwerk beteiligt, wie es die Nachkriegsgeneration aus einer leidvollen Erfahrung heraus über alles Trennende hinweg getan hat".
Als Erfahrener und in vielen diplomatischen Sätteln gerecht, verstand es Hausberger ein Leben lang, sich ideellen Schwung von der Knochenarbeit des Diplomaten nicht nehmen zu lassen. Überzeugung und Wissen fanden ihre Wurzeln in den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Fleißig und zielstrebig wie es seine Art schon damals war, begann er neben dem Studium der Ökonomie probeweise in der Sektion 5 des Bundeskanzleramtes, damals Zentralbüro für Angelegenheiten des European Recovery Programs (ERP), des Marshall Plans.
Zunächst Vertragsbediensteter, rückte er bald von der Verwendungsgruppe b zu a auf. Seine internationale Karriere begann im Frühjahr 1955 mit der Versetzung zur Österreichischen Delegation bei der OEEC, erster Integrationsversuch unter amerikanischer Ägide und mit amerikanischem Steuergeld.
Nach vier Jahren Paris mit einem Erfahrungsschatz über Chancen und auch Grenzen ökonomischer Zusammenarbeit und Durchdringung der französischen Sprache und Lebensart wurde er, inzwischen Ministerialoberkommissär, in die wirtschaftliche Koordinationssektion des Bundeskanzleramtes zurück berufen.
Als Betreuer, Dolmetscher und wie immer aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt konnte er beim Gipfeltreffen Kennedy - Chruschtschow Weltpolitik aus unmittelbarer Nähe beobachten: Teilnehmer bei interministeriellen Vorbesprechungen und beim Gipfeltreffen selbst, einschließlich "Gala-Diner" am 3. Juni im Schloss Schönbrunn.
Es blieb nicht dabei, die wirtschaftliche Sektion des Bundeskanzleramtes auch bei dieser politisch heiklen Veranstaltung zu vertreten, der sprachgewandte Jungdiplomat übersetzte phasenweise auch für Präsident Kennedy.
Mit Jänner 1963 begann Hausberger in die europäische Szene einzutauchen. Sie sollte den seit 1968 verheirateten Vater von zwei Töchtern bis zu seiner Pensionierung beschäftigen und bestimmen. Dabei konzentrierte er sich mit Verve auf die Agrarpolitik und ihre oft komplizierten und folgenreichen Verästelungen in organisatorischer, struktureller und nicht zuletzt finanzieller Hinsicht.
Innerhalb weniger Jahre hatte sich Simon Hausberger als der bestimmende Agrar-Unterhändler bewährt. Es war faszinierend zu beobachten, wie er dabei die landwirtschaftlichen Interessen im Prinzip und im Detail erfasst, verarbeitet und in den Kontext internationaler oder europäischer Möglichkeiten einzubringen verstanden hatte.
Schon 1970, als es darum ging, seine Brüsseler Versetzung zu beenden oder zu verlängern, setzten sich mehrere Dienststellen der Bundesregierung in Wien dafür ein, Hausberger als Säule des Integrationsgeschäftes in Brüssel zu belassen. Begründung, er sei seinerzeit als Spezialist für landwirtschaftliche Fragen in die Brüsseler Mission bei der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entsandt worden und unentbehrlich.
Er habe sich in den Jahren seiner Auslandsverwendung nicht nur für die Bearbeitung seiner Agenden hervorragende Beziehungen geschaffen, sondern sich darüber hinaus auch "Einblick in die vertraulichen Arbeiten und Dokumente der EWG verschafft, die von wesentlicher Bedeutung für die Weiterentwicklung für die österreichische Zusammenarbeit mit der EWG sind."
Ohne Hausberger ging agrar- und damit integrationspolitisch in und mit Brüssel so gut wie nichts. Botschafter ließen ihm auch bei gelegentlich unkonventionellen Vertretungen österreichischer Agrarinteressen freien Lauf, Minister hörten auf ihn, Bundeskanzler vertrauten ihm und interessierte Abgeordnete wussten ganz genau, was sie an Simon Hausberger als Beobachter, Analysten und Vertreter österreichischer Belange
hatten.
Wie kaum ein anderer praktizierte er die hohe Kunst der Diplomatie, die darin besteht, die Interessen des eigenen Landes mit jenen der Außenstehenden in Einklang zu bringen. Leicht war dies nicht und setzte nicht nur die Verlässlichkeit eines Beamten voraus, sondern auch die Phantasie eines realistischen Ökonomen sowie die intime Kenntnis des Brüsseler Apparates. Standen doch die Gegensätze schon beim Interimsabkommen Österreichs mit der EWG oft knallhart gegeneinander, erst recht beim Globalabkommen vom 22. Juli 1972 und schließlich beim Vollbeitritt Österreichs.
Beim allgemeinen Poker um Agrarmilliarden blieb es damals wie heute nicht. Gefeilscht wurde oft um Details wie den Export von Rindern. Während der gemeinsame Markt für die Landwirtschaft in Brüssel als Integrationsmuster austariert und die landwirtschaftliche Welt Europas gleichsam verteilt wurde, stand Österreich zunächst draußen vor der Tür. Durch den anfänglichen Integrationsschub der EWG hatte die österreichische Landwirtschaft im Außenhandel drastisch an Boden verloren. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre exportierte Österreich Agrargüter in der Größenordnung von zehn Milliarden Schilling jährlich und importierte für mehr als zwanzig Milliarden Schilling. Die Deckungsquote für agrarische Einfuhren und agrarische Ausfuhren, die noch 1972 bei über 87% lag, sank vorübergehend auf knapp 40%.
Das Außenhandelsdefizit im Agrarbereich überstieg bald zwölf Milliarden Schilling jährlich. Dass es nach Jahrzehnten heute umgekehrt ist und die österreichische Landwirtschaft von einem Exporterfolg zum anderen schreitet, ist nicht zuletzt auf die Vorarbeiten von kenntnisreichen und zähen Unterhändlern vom Schlag eines Simon Hausberger zurückzuführen.
In den 1970er und 1980er Jahren vermochte er integrationspolitisch noch viele andere Ernten einzufahren. Er war von seinem Temperament, seinem Wissen und seiner Ambition her diplomatisch immer als Säer unterwegs. Dass sein Rat auch bei seinen Verhandlungsgegnern geschätzt und kaum persönlich übel genommen wurde, zählt zu den positiven Teilen der Vertretung Österreichs im Brüsseler Interessensgeflecht.
Hausbergers Wissen und seine Art, gegensätzliche Interessen zu versachlichen, hat ihm die Hochachtung zahlreicher Agrarpolitiker auf internationalem Feld eingetragen. Zu seinen Erfolgen und Bestätigungen hat sowohl seine Sachkenntnis beigetragen als auch sein überdurchschnittlicher Erfahrungsschatz. Hausberger verstand es immer wieder, hinter die Statistiken, die Schriftsätze, die Dokumente oder auch die Interessen zu schauen und entsprechend zu agieren. Seiner Kombinationsgabe und Akribie in Betrachtung seriöser Geschäfte und unseriöser Methoden ist mehr als ein Mal zu verdanken, dass Österreich auch bei Agrarprodukten eine internationale Blamage erspart blieb. Unverdrossen kämpfte er dafür, dass Gelder aus Brüssel nicht überproportional in landwirtschaftliche Großbetriebe fließen, sondern vor allem auch kleinen, mittleren bäuerlichen Betrieben - nicht zuletzt den Bergbauern - zugute kommen.
Die Liste der Agrarprobleme, die in der "Hausberger-Zeit" zwischen Wien und Brüssel auszumachen oder auch zu überwinden waren, ist lang: Milchmengen und Milchpreise, Getreidemarktordnungen, Übergangsfristen für den Stärkesektor, Anpassung bei Ölsaaten, bei Eiweißpflanzen - seinerzeit Übergangsregeln für Obst, Gemüse, Wein, die Umformung beim Alkoholmonopol, Parallelregelungen beim Zucker, Gleichklang beim Saatgut, bei Kartoffeln, neben Fleisch-Übergangsfristen für Eier und Geflügel durch die Organisation von Ausgleichsleistungen, die teilweise bis heute nachwirken.
Typisch, dass Hausberger allezeit über den Tellerrand agrarischer Probleme hinaus zu denken verstand. So schreibt er in seinem Buch über die europäische Integration: "Die Bildung eines großen europäischen Freihandelsraumes wird es Europa ermöglichen, seine Produktivkräfte stärker zu entfalten. Durch die Beseitigung der Handelshemmnisse wird die Arbeitsteilung erleichtert und die Bildung optimaler Betriebsgrößen gefördert. Im Verein mit einem verstärkten Wettbewerb wird eine stärkere Anhebung der Produktivität ermöglicht, das Warenangebot auf den Märkten vermehrt und eine preisdämpfende Wirkung durch den Außenhandel erzielt, was wieder die Exporte erleichtert.
Beschäftigung und Verbrauch sollten aus dieser Entwicklung den Hauptnutzen ziehen und der wirtschaftliche Niveauabstand gegenüber den USA weiter verringert werden."
Inzwischen (1966) zum Sektionsrat und zum Ministerialrat-Gesandten (1971) ernannt, verstand es Hausberger, weit jenseits der diplomatischen Routine sein agrarisches Engagement auch gesellschaftlich abzupolstern. Als Jäger und als Gesprächspartner in österreichischen Agenden hat er nicht nur Prominenz zum College nach Alpbach gebracht.
Simon Hausberger hatte auch Zugang zu hohen und höchsten Kreisen der Brüsseler und damit auch der französischen Gesellschaft. Er war mit mehreren belgischen Regierungsmitliedern - darunter Ministerpräsident Tindemans - persönlich befreundet.
Treffsicher, nicht nur in seinem wirtschaftlichen und politischen Urteil, sondern auch als Jäger zählt Hausberger zu jenen Österreichern, die international, vor allem natürlich in Brüssel, bleibende Spuren hinterlassen.
Simon Hausberger verstarb am 27. April 2008 in Wien. Er wurde im Familiengrab zu Guntersdorf beigesetzt.
Sektionschef i.R. Dipl.-Kfm. Dr. Simon Hausberger1 galt unter seinesgleichen der hohen und höchsten Diplomatie noch weit über seine aktive Zeit hinaus als eine allererste Adresse: Sachkundig, sprachgewandt, loyal gegenüber der eigenen Heimat, ein hervorragender Netzwerker mit Durchschlagskraft und gleichzeitig ein Vertrauensbildner für Österreich und seine Interessen im internationalen Feld.
Hausberger, Jahrgang 1924, verbindet seine betont bäuerliche Herkunft (mit Wurzeln in Tirol und Niederösterreich) mit der seltenen Begabung, bodenständig und international zu sein. Zeitzeuge und zugleich aktiver Teilnehmer wie etwa beim Gipfeltreffen Kennedy - Chruschtschow im Juni 1961 in Wien und jahrzehntelang aktiv mit dem Zusammenschluss Europas befasst, verstand er es, sein überdurchschnittliches Kommunikationstalent mit eloquenter Vertretung österreichischer Interessen zu verbinden.
Europa als Problem und Auftrag bestimmte wesentliche Stationen dieses Doktors der Handelswissenschaften. Wegweisend ist das Originalzitat Hausbergers in seinem 1973 erschienenen Buch über die europäische Integration: "Die bisherigen Erfolge sind vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte ermutigend, bieten aber noch immer keine Gewähr für ein volles Gelingen. Diese Gewähr wäre zweifellos dann gegeben, wenn sichergestellt werden könnte, dass sich die europäische Jugend mit dem gleichen Enthusiasmus am europäischen Aufbauwerk beteiligt, wie es die Nachkriegsgeneration aus einer leidvollen Erfahrung heraus über alles Trennende hinweg getan hat".
Als Erfahrener und in vielen diplomatischen Sätteln gerecht, verstand es Hausberger ein Leben lang, sich ideellen Schwung von der Knochenarbeit des Diplomaten nicht nehmen zu lassen. Überzeugung und Wissen fanden ihre Wurzeln in den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Fleißig und zielstrebig wie es seine Art schon damals war, begann er neben dem Studium der Ökonomie probeweise in der Sektion 5 des Bundeskanzleramtes, damals Zentralbüro für Angelegenheiten des European Recovery Programs (ERP), des Marshall Plans.
Zunächst Vertragsbediensteter, rückte er bald von der Verwendungsgruppe b zu a auf. Seine internationale Karriere begann im Frühjahr 1955 mit der Versetzung zur Österreichischen Delegation bei der OEEC, erster Integrationsversuch unter amerikanischer Ägide und mit amerikanischem Steuergeld.
Nach vier Jahren Paris mit einem Erfahrungsschatz über Chancen und auch Grenzen ökonomischer Zusammenarbeit und Durchdringung der französischen Sprache und Lebensart wurde er, inzwischen Ministerialoberkommissär, in die wirtschaftliche Koordinationssektion des Bundeskanzleramtes zurück berufen.
Als Betreuer, Dolmetscher und wie immer aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt konnte er beim Gipfeltreffen Kennedy - Chruschtschow Weltpolitik aus unmittelbarer Nähe beobachten: Teilnehmer bei interministeriellen Vorbesprechungen und beim Gipfeltreffen selbst, einschließlich "Gala-Diner" am 3. Juni im Schloss Schönbrunn.
Es blieb nicht dabei, die wirtschaftliche Sektion des Bundeskanzleramtes auch bei dieser politisch heiklen Veranstaltung zu vertreten, der sprachgewandte Jungdiplomat übersetzte phasenweise auch für Präsident Kennedy.
Mit Jänner 1963 begann Hausberger in die europäische Szene einzutauchen. Sie sollte den seit 1968 verheirateten Vater von zwei Töchtern bis zu seiner Pensionierung beschäftigen und bestimmen. Dabei konzentrierte er sich mit Verve auf die Agrarpolitik und ihre oft komplizierten und folgenreichen Verästelungen in organisatorischer, struktureller und nicht zuletzt finanzieller Hinsicht.
Innerhalb weniger Jahre hatte sich Simon Hausberger als der bestimmende Agrar-Unterhändler bewährt. Es war faszinierend zu beobachten, wie er dabei die landwirtschaftlichen Interessen im Prinzip und im Detail erfasst, verarbeitet und in den Kontext internationaler oder europäischer Möglichkeiten einzubringen verstanden hatte.
Schon 1970, als es darum ging, seine Brüsseler Versetzung zu beenden oder zu verlängern, setzten sich mehrere Dienststellen der Bundesregierung in Wien dafür ein, Hausberger als Säule des Integrationsgeschäftes in Brüssel zu belassen. Begründung, er sei seinerzeit als Spezialist für landwirtschaftliche Fragen in die Brüsseler Mission bei der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entsandt worden und unentbehrlich.
Er habe sich in den Jahren seiner Auslandsverwendung nicht nur für die Bearbeitung seiner Agenden hervorragende Beziehungen geschaffen, sondern sich darüber hinaus auch "Einblick in die vertraulichen Arbeiten und Dokumente der EWG verschafft, die von wesentlicher Bedeutung für die Weiterentwicklung für die österreichische Zusammenarbeit mit der EWG sind."
Ohne Hausberger ging agrar- und damit integrationspolitisch in und mit Brüssel so gut wie nichts. Botschafter ließen ihm auch bei gelegentlich unkonventionellen Vertretungen österreichischer Agrarinteressen freien Lauf, Minister hörten auf ihn, Bundeskanzler vertrauten ihm und interessierte Abgeordnete wussten ganz genau, was sie an Simon Hausberger als Beobachter, Analysten und Vertreter österreichischer Belange
hatten.
Wie kaum ein anderer praktizierte er die hohe Kunst der Diplomatie, die darin besteht, die Interessen des eigenen Landes mit jenen der Außenstehenden in Einklang zu bringen. Leicht war dies nicht und setzte nicht nur die Verlässlichkeit eines Beamten voraus, sondern auch die Phantasie eines realistischen Ökonomen sowie die intime Kenntnis des Brüsseler Apparates. Standen doch die Gegensätze schon beim Interimsabkommen Österreichs mit der EWG oft knallhart gegeneinander, erst recht beim Globalabkommen vom 22. Juli 1972 und schließlich beim Vollbeitritt Österreichs.
Beim allgemeinen Poker um Agrarmilliarden blieb es damals wie heute nicht. Gefeilscht wurde oft um Details wie den Export von Rindern. Während der gemeinsame Markt für die Landwirtschaft in Brüssel als Integrationsmuster austariert und die landwirtschaftliche Welt Europas gleichsam verteilt wurde, stand Österreich zunächst draußen vor der Tür. Durch den anfänglichen Integrationsschub der EWG hatte die österreichische Landwirtschaft im Außenhandel drastisch an Boden verloren. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre exportierte Österreich Agrargüter in der Größenordnung von zehn Milliarden Schilling jährlich und importierte für mehr als zwanzig Milliarden Schilling. Die Deckungsquote für agrarische Einfuhren und agrarische Ausfuhren, die noch 1972 bei über 87% lag, sank vorübergehend auf knapp 40%.
Das Außenhandelsdefizit im Agrarbereich überstieg bald zwölf Milliarden Schilling jährlich. Dass es nach Jahrzehnten heute umgekehrt ist und die österreichische Landwirtschaft von einem Exporterfolg zum anderen schreitet, ist nicht zuletzt auf die Vorarbeiten von kenntnisreichen und zähen Unterhändlern vom Schlag eines Simon Hausberger zurückzuführen.
In den 1970er und 1980er Jahren vermochte er integrationspolitisch noch viele andere Ernten einzufahren. Er war von seinem Temperament, seinem Wissen und seiner Ambition her diplomatisch immer als Säer unterwegs. Dass sein Rat auch bei seinen Verhandlungsgegnern geschätzt und kaum persönlich übel genommen wurde, zählt zu den positiven Teilen der Vertretung Österreichs im Brüsseler Interessensgeflecht.
Hausbergers Wissen und seine Art, gegensätzliche Interessen zu versachlichen, hat ihm die Hochachtung zahlreicher Agrarpolitiker auf internationalem Feld eingetragen. Zu seinen Erfolgen und Bestätigungen hat sowohl seine Sachkenntnis beigetragen als auch sein überdurchschnittlicher Erfahrungsschatz. Hausberger verstand es immer wieder, hinter die Statistiken, die Schriftsätze, die Dokumente oder auch die Interessen zu schauen und entsprechend zu agieren. Seiner Kombinationsgabe und Akribie in Betrachtung seriöser Geschäfte und unseriöser Methoden ist mehr als ein Mal zu verdanken, dass Österreich auch bei Agrarprodukten eine internationale Blamage erspart blieb. Unverdrossen kämpfte er dafür, dass Gelder aus Brüssel nicht überproportional in landwirtschaftliche Großbetriebe fließen, sondern vor allem auch kleinen, mittleren bäuerlichen Betrieben - nicht zuletzt den Bergbauern - zugute kommen.
Die Liste der Agrarprobleme, die in der "Hausberger-Zeit" zwischen Wien und Brüssel auszumachen oder auch zu überwinden waren, ist lang: Milchmengen und Milchpreise, Getreidemarktordnungen, Übergangsfristen für den Stärkesektor, Anpassung bei Ölsaaten, bei Eiweißpflanzen - seinerzeit Übergangsregeln für Obst, Gemüse, Wein, die Umformung beim Alkoholmonopol, Parallelregelungen beim Zucker, Gleichklang beim Saatgut, bei Kartoffeln, neben Fleisch-Übergangsfristen für Eier und Geflügel durch die Organisation von Ausgleichsleistungen, die teilweise bis heute nachwirken.
Typisch, dass Hausberger allezeit über den Tellerrand agrarischer Probleme hinaus zu denken verstand. So schreibt er in seinem Buch über die europäische Integration: "Die Bildung eines großen europäischen Freihandelsraumes wird es Europa ermöglichen, seine Produktivkräfte stärker zu entfalten. Durch die Beseitigung der Handelshemmnisse wird die Arbeitsteilung erleichtert und die Bildung optimaler Betriebsgrößen gefördert. Im Verein mit einem verstärkten Wettbewerb wird eine stärkere Anhebung der Produktivität ermöglicht, das Warenangebot auf den Märkten vermehrt und eine preisdämpfende Wirkung durch den Außenhandel erzielt, was wieder die Exporte erleichtert.
Beschäftigung und Verbrauch sollten aus dieser Entwicklung den Hauptnutzen ziehen und der wirtschaftliche Niveauabstand gegenüber den USA weiter verringert werden."
Inzwischen (1966) zum Sektionsrat und zum Ministerialrat-Gesandten (1971) ernannt, verstand es Hausberger, weit jenseits der diplomatischen Routine sein agrarisches Engagement auch gesellschaftlich abzupolstern. Als Jäger und als Gesprächspartner in österreichischen Agenden hat er nicht nur Prominenz zum College nach Alpbach gebracht.
Simon Hausberger hatte auch Zugang zu hohen und höchsten Kreisen der Brüsseler und damit auch der französischen Gesellschaft. Er war mit mehreren belgischen Regierungsmitliedern - darunter Ministerpräsident Tindemans - persönlich befreundet.
Treffsicher, nicht nur in seinem wirtschaftlichen und politischen Urteil, sondern auch als Jäger zählt Hausberger zu jenen Österreichern, die international, vor allem natürlich in Brüssel, bleibende Spuren hinterlassen.
Simon Hausberger verstarb am 27. April 2008 in Wien. Er wurde im Familiengrab zu Guntersdorf beigesetzt.